Freitag, 13. März 2015

Meine Zeit als Kinderwünschlerin

Heute schreibe ich mal von der Vergangenheit. Immer wieder höre und lese ich von Frauen, die fast verzweifeln, weil sie nicht sofort schwanger werden und einige Monate üben müssen. Dafür habe ich null Verständnis. Was sind schon ein paar Monate? Es besteht bei jedem Zyklus eine 20-25% Chance, dass es klappt, wenn beide Partner gesund sind und der Sex zum richtigen Zeitpunkt statt findet.

 An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es Paare gibt, die ungewollt kinderlos bleiben, und ihr leben so meistern. Meine Cousine gehört dazu. Sie konnte mit dem Kinderwunsch abschliessen, und dafür verdient sie alle meine Achtung und meinen grössten Respekt. Sie meistert das Leben so, und ich bewundere sie sehr dafür.

Nun aber zu meiner eigenen Geschichte. Wir kommunizierten nie gross unseren Kinderwunsch. Doch anfangs, wenn wir darauf angesprochen wurden, sagten wir, ja, wir wünschen uns irgendwann Kinder. Obwohl wir uns nie fest legten, wuchs der Druck von aussen.

Ich suchte nach 1,5 Jahren üben den Frauenarzt auf, zur Jahreskontrolle und sprach mein Kinderwunsch an. Er untersuchte mich und stellte eine Tendenz zum PCO-Syndrom fest. Es wurde ein Zyklus lang die verschiedenen Stadien überwacht. Die erste Spermienprobe von meinem Mann wurde auch gemacht, und da lautete die Aussage, sie sei nicht so gut, doch 1 Spermium reiche ja. Mein Mann interpretierte das so, dass es von seiner Seite aus kein Problem gibt und kommunizierte das auch so. Empfehlung war IUI. Ok, auf gings. Beim 2 IUI klappte es tatsächlich jedoch verlor ich mein Kind in der 6. Woche. Die Trauer war gross. Ich suchte mir psychologische Hilfe.

Dann las ich mich in das Thema PCO. Ich las von Akupunktur und Ernährungsumstellung. Auf gehts, ich nahm das in Angriff. Doch es kam keine Schwangerschaft. Ich erweiterte auf Homöopathie, Schüsslersalze und und und...

So zogen Jahre ins Land. Um mich rum wurde alles schwanger. Ich stand da mit leeren Armen und gratulierte. Meine Wut und mein Selbsthass stieg. Warum ich? Warum immer ich? Ich hab trotz Missbrauch in meiner Kindheit meine Teeniezeit gemeistert. Ich hab einen schweren Autounfall mit Lungenembolie überlebt. Und wofür? Damit ich so gestraft bin für den Rest meines Lebens? Immer daneben stehen und zu sehen, wie andere schwanger werden? Was habe ich in meinem Leben verbrochen, dass mir das Glück missgönnt wird? Ich wünschte mir immer öfters, ich hätte meinen Autounfall nicht überlebt und auch Suizidgedanken kamen auf.
Als letzte Hilfe suchten wir die Kinderwunschklinik auf. Wieder starteten die Untersuchungen. Diesmal hiess es ganz klar, mit dem SG hätten wir auf natürlichem Weg eingentlich keine Chance. Da wurde mir bewusst, dass ich mich 6 Jahre gequält habe mit etwas, was zum Scheitern veruteilt war. Wir nahmen das erste IVF in Angriff. Negativ. Ich konnte nicht mehr. Es war zuviel, Es kam zum Nervenzusammenbruch und ich kam in die Klinik. Burnoutstationm 15 Wochen.  Ich begann, mich selbst zu verletzen, da ich besser mit Schmerz wie mit Gefühlen der Verzweiflung umgehen kann. Sie stabilsierten mich mit Psychopharmaka. Diagnose: postrtraumatische Belastungsstörung mit dissoziativer Komobidität. Ich gab die Hoffnung auf ein Kind auf. Ich wollte nicht mehr und sah auch keinen Grund mehr um weiter zu machen.
Mein Mann war verzweifelt und wollte mir helfen. Er drang mich zum Kyrozyklus, wir hatten ja noch 5 Eizellen eingefroren. Ich gab nach, ich wollte einfach meine Ruhe, Hoffnung war weg. Beim Auftauen gingen 2 Eizellen kaputt, es wurden dann die letzten 3 eingesetzt. Negativ. Für mich eine Bestätigung. Ich hatte Traumakonfrontationstherapie. Mein Therapeut ist super. Ich begann, meine Geschichte aufzuarbeiten, 2 Jahre lang. Es kam der Mut und die Hoffnung zurück, ich wurde stärker. Ich wollte es nochmals versuchen, den die Vorstellung ohne Kinder zu leben war schlimmer, wie die Strapazen der künstlichen Befruchtung. So nahmen wir letztes Jahr einen neuen Anlauf. Und es hat beim ersten ICSI geklappt. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich rechnete mit einem Behandlungsjahr sicher.

In der Schweiz müssen wird die künstlichen Befruchtungen selbst bezahlen, es gibt keine Beiträge der Krankenversicherung. Uns kostete der Kinderwunsch bis heute 11'000 CHF (ca. 11'000 Euro). Wir haben das Glück, dass wir uns das leisten können.
Neben der psychischen und finanziellen Belastung ist eine künstliche Befruchtung sehr zeitaufwändig. Man ist wöchentlich 1-2 beim Arzt zur Ultraschallkontrolle. Daneben muss man sich täglich zur gleichen Zeit spritzen. Die vielen Eizellen, die gleichzeitig anreifen, verursachen ein unangenehmes Druckgefühl. Die Punktion ist schmerzhaft. Der Transfer unangenehm und die Warteschleife der Horror für die Emotionen. Es ist kein Sonntagsspaziergang und man nimmt das nur auf sich, wenn man unbedingt Kinder will. Ich mag die Sprüche wie Gott spielen oder ist das wirklich notwendig nicht. Niemand macht das aus Spass mit.


2 Kommentare:

  1. Ich finde am schlimmsten ist die ungewissheit ob man irgendwann sein ziel erreicht...

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    1. Ja, das macht fertig. Und jedesmal wenn die Periode einsetzt ist das wie ein Faustschlag ins Gesicht. Alle Bemühungen um sonst.

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