Freitag, 30. Oktober 2015

Bereits 24 Tage alt... Ist alles gut gegangen? Leider nein....

Ich melde mich zurück. Meine Mädels sind 24 Tage alt und wir haben bereits mehr erlebt, wie andere in 10 Jahren.

Noch heute kommen Bekannte zu uns und sagen: Herzliche Gratulation. Ist alles gutgegangen? Wir schlucken die Tränen runter und sagen: Leider nein.... Aber mal von vorne.

Am 5. 10.15 wurde der Kaiserschnitt auf den 6.10.15 12.30h festgesetzt. Weil man Angst hatte, dass die Plazentas versagen und bei Zwilling B eine Unregelmässigkeit beim Herzen befürchtete.

Also gings 12.30 in den OP. Ich war überhaupt nicht nervös. Tiefenentspannt, PDA ging gut. Dann lag ich da, sie hängten den Vorhang auf, mein Mann kam in den Ops. Ich konzentrierte mich aufs Hypnobirthing und war total in der Entspannung.

12.58h kam Zwilling A auf die Welt, nennen wir sie Loli, 1940gr, 44cm
13h kam Zwilling B, Lili, 2150gr, 44cm

Der letzte Ultraschall jedoch sagte genau das Gegenteil, Zwilling A schwerer wie B....

Die Kinder verliessen zusammen mit meinem Mann gleich den OP, es war zu kühl für sie. Kurz durfte ich sie anschauen. Im Gebärsaal kümmerten sich dann Hebamme, Papa und Oma um sie.

Ich war dann so um 13.45h zurück und durfte sie erst mal kurz halten. Sie konnten die Temperatur noch nicht halten, mussten ins Wärmebettchen. Zudem fiel bei Loli immer der Sättigungswert vom Sauerstoff im Blut, so dass sie etwas Sauerstoff brauchte.

Ich selber verlor viel Blut bei der OP, ganze 1.5l.

Der Abend verlief so, dass alle Grosseltern die neuen Bürger begrüssten und mein Mann bei mir war. Loli hatte bereits da etwas Mühe mit dem Zucker und immer noch mit dem Sättigungswert.
Irgendwann fuhr mein Mann dann auch nach Hause. Um 23.30 war Lolis Zucker so im Keller, dass man mir sagte, sie würden den Kinderarzt kommen lassen, Infusion stecken und sie dann nach Münsterlingen verlegen, da es dort eine Neonatrie hat. Ich rief sofort meinen Mann an, er müsse nach Münsterlingen und ich weinte, weil sie sagten, ich müsse bis Mittag auf die Verlegung warten.
Gut, am 7.10.15 fuhr ich zusammen mit Lili nach Münsterlingen aufs Wochenbett. Lili war mit mir im Westtrakt, Loli auf der Neo im Osttrakt. Keine 24h nach Kaiserschnitt pendelte ich bereits mit Baby auf dem Arm quer durchs Krankenhaus.

Lili bekam auch noch eine Nasensonde, da sie auch zu schwach war, um selber genügend zu Trinken.

Am 9.10.15 weinte ich nur noch, wenn ich Loli sah. Mittags sagte ich zu meinem Mann, irgendwas stimmt mit dem Kind nicht, ich hätte das Gefühl, sie hätten was übersehen. Abends kam der Kinderarzt zu uns und bat um ein Gespräch. Er erklärte uns, das Loli einen schweren Herzfehler hat (Transpostion der Arterien, bitte selber googlen) sowie Löcher in der Herzscheidewand, die ihr zur Zeit das Überleben sichern. Der Hubschrauber von der Rega kam und brachte mein Kind nach Zürich ins Kinderspital auf die Intensivstation der Kardiologie. Mir wurde innerhalb von 3 Tagen zum 2. Mal mein Baby weggenommen. Ich konnte sie bis zu dem Zeitpunkt genau 3x auf dem Arm halten. Ich hatte richtige Heulkrämpfe, als sie in den Hubschrauber eingeladen wurde.

Mein Mann war dann der ganze Samstag und Sonntag bei ihr. Am Montag, den 12.10.15, Loli wog noch 1800gr, musste beatmet werden, wurde der erste operative Eingriff vorgenommen, Herzkatheter. Somit gewinnt man Zeit. So kann sie zunehmen für den grossen Eingriff. Ziel wäre 2.5kg.
Am 14.10.15 wechselte sie auf die Neo in Zürich.
Am 17.10.15 konnte ich das Wochenbett mit Lili verlassen, sie trank endlich genügend. Somit begannen wir zu pendeln. Vormittags Haushalt und Tiere, nachmittags bei Loli in Zürich, abends Kochen, Waschen, Tiere versorgen, ins Bett fallen. Morgens von vorne. Lili trinkt alle 2-3h, wodurch auch die Nächte relativ viele Unterbrüche haben.

Bis zum 24.10.15 machte Loli tolle Fortschritte. Dann unterlief der Pflege ein Fehler, sie verwechselten die Kinder und Loli bekam ein Medikament, dass nicht für sie bestimmt war. Es gab einen Einbruch im Zustand.

Am 26.10.15 lief Lili morgens blau an. So landeten wir notfallmässig wieder in Münsterlingen, sie wurde 48h überwacht. Ich durfte bei ihr bleiben. Mein Mann, welcher krank geschrieben ist, fuhr weiter nach Zürich zu Loli und kümmerte sich um unser Zuhause. Lili ist gesund, das Blaue kommt von der Frühgeburtlichkeit und der hellen Haut.

Am 28.10.15 wurde Loli im Kispi Zürich 7.30h in den OP gebracht. Der Chefarzt Kardiologie, 2 Chirugen, Assistenzärzte und 3 Anästhesisten führten die Op durch. Die Zeit an der Herz-Lungenmaschine reichte aus, um neben dem Wechseln der Arterien auch die meisten Löcher zu schliessen. Um 15h kam das erlösende Telefon, alles gut gegangen, Loli wird auf die IPS gebracht. Unsere kleine Kämpferin hats geschafft. Sie hat nun eine normale Lebenserwartung. Ohne OP wäre sie bereits gestorben. Vor 20 Jahren hätte nach der alten Methode ihre Lebenserwartung 15 Jahre betragen. Sie ist mit 2200gr das kleinste Baby, dass in Zürich jemals so operiert wurde.

Wir waren abends dann bei ihr. Die Ärzte hatten uns vorgewarnt, dass die Kleine viele Schläuche haben wird. Ehrlich gesagt übertraf die Realität die Vorstellung bei weitem. Da war ein Kabelhaufen und ein Baby darauf. Arme, Beine, und Kopf mit Infusionsnadeln versehen, 2 Drainagen aus der Brust, Blasenkatheter, Arterieninfusion, EEG, EKG, Bluttansfusion, Nasensonde und die Intrubation. Loli war ganz kalt zum Anfassen, die Körpertemperatur musste langsam gesteigert werden, damit das Herz nicht überfordert ist. Es fühlte sich an, als wäre sie tot. Das Bild verfolgte mich die ganze Nacht.

Nun 2 Tage später liegt sie auf der Intensivstation, macht Fortschritte. Ganz stabil ist sie noch nicht. Ziel wäre, in einer Woche auf die Neo zurück. Sie wird noch 3-5 Wochen bleiben müssen.

Soviel mal dazu, was passiert ist. Wie es uns geht, etc., schreibe ich ein anderes Mal. Eigentlich wollte ich den Blogg nach der Geburt schliessen, weil ich dachte, es würde langweilig werden mit Babygeschichten... Nun werde ich ihm mal weiterführen, solange wir noch kein normales Familienleben haben.

Dienstag, 6. Oktober 2015

35+1, der grosse Tag ist da

Meine lieben Töchter
Die Sonne scheint, der Herbst leuchtet in seinen schönsten Farben und die Nebelschleier geben dem ganzen ein mystisches Aussehen. Die Natur zeigt sich von der schönsten Seite und wartet auf die Ankunft von 2 Prinzessinen mit Kämpferherzen.

In 4.5h gehts in den OP, der grosse Moment ist da. Es ist alles noch so unrealistisch für mich. Die Zeit in Erwartung dauerte 9 Jahre statt 9 Monate.
So viele Tränen habe ich gweint, der Kinderwunsch hat mich fast zerstört. Die Strapzen der Stimmulationen, Transfers, Warteschleifen... Dann die grosse Nachricht, Zwillinge... Die Furcht in den ersten 12 Wochen, dass es zu einem weiteren Abort kommen könnte...
Dann etwas Entspannung. Die Vorbereitungen, es soll alles perfekt sein für unsere Mäuse. Trotz Hitze und den Anstrengungen war dieser Sommer Balsam für meine Seele.
29+3 der Schock, mein Körper gibt der Belastung nach. Der Gebärmutterhals ist so kurz, dass ein Husten oder Niesen reicht, um die Geburt einzuleiten. Ein Pessarring bringt Erleichterung, dazu liegen im Krankenhaus.
In der 32 SWW folgt eine enzündete Symphyse, was jede Bewegung schmerzhaft macht.
Dann, in der 35. SSW siehts so aus, dass ich bei 35+0 bis 37+0 nochmals nach Hause darf. Kontrollultraschall bei 34+3... Der nächste Schock, leider hat Mäuschen B nur 180gr zugenommen und nicht wie A 500gr. Strenge Überwachung, die Herztöne fallen ab. Bei 35+0 kommen noch Wehen dazu. Somit wurde beschlossen, dass ihr heute Mittag 13h per Kaiserschnitt zur Welt kommt.
Wir haben gekämpft, ich bin unheimlich stolz auf euch beide! Die Ärzte sagen, sie hätten nicht gedacht, dass wir soweit kommen.
Leider seit ihr noch immer Frühchen, was euch einige zusätzliche Untersuchungen beschert. Dazu wissen wir nicht, wie gut ihr Essen werdet und ob eure Leber bereits genügend ausgereift ist.  Wahrscheinlich werden wir noch weitere 7-10 Tage im Krankenhaus verbringen.
Doch ihr seid 2 Kämpferinnen, ich bin überzeugt, dass ihr die Startschwierigkeiten gut meistern werdet.
Wir lieben euch von ganzem Herzen und tun alles dafür, dass es euch gut geht.

Mami und Papi