Samstag, 21. Februar 2015

Umfeld...

Wenn ich mein Geheimnis verschweige, ist es mein Gefangener. Lasse ich es entschlüpfen, bin ich sein Gefangener.

Unser Umfeld weiss nichts von dem erneuten Versuch. Meiner Mutter habe ich vor Monaten erzählt, dass ich es nochmals versuchen werde. Sie hatte bedenken, dass ich es verkrafte. Und fand, ob ich mich nicht lieber mit der Situation anfreunden will. Meine Entgegnung war, der Schmerz ohne Kinder zu leben ist grösser, wie die Situation des ICSI auszuhalten. Doch eben, genaue Daten weiss sie nicht.

Mein Psychiater weiss auch davon. Ich musste ja die Medikamente absetzen und auch die Traumakonfrontationstherapie wurde gestoppt. Er meint, dass würde einem Ungeborenen schaden.
Aber auch er, er weiss nichts über Daten. Er denkt, wir seien erst in der Vorbereitung, dass wir schon weiter sind, weiss er nicht. Ich habe lang darüber nachstudiert, ob ich es ihm sagen soll. Der ausschlaggebende Punkt war, dass ich hoffe, dass er mich abfangen kann, wenn bei einem Negativtest meine Welt mal wieder zusammenbricht. Jedenfalls ist mein Psychiater davon überzeugt, dass es klappen wird und ich schnell schwanger werde. Nun ja, ich war über soviel Optimismus sehr erstaunt.

Doch unsere Freunde, meine Einsteller (wir haben einen Pferdehof) wissen nichts und werden knallhart angelogen. Unser Pferdehof ist sehr familiär, wir haben nur 4 Einsteller. Das Verhältnis untereinander ist sehr gut, ich mag die Leute sehr, wir haben auch ein sehr vertrautes Verhältnis, da wir uns täglich sehen. Eine Einstellerin ist meine beste Freundin. Ihr würde ich es sehr gerne sagen, doch dann müsste ich auch ein Negativtest erzählen. Und das schaffe ich nicht.

Wir haben bewusst die letzten 2 Jahre kommuniziert, dass wir es aufgegeben haben und kinderlos alt werden. Einfach für unseren Schutz, damit die Nachfragen aufhören, wir nicht mehr über das Thema reden müssen.

Eine Einstellerin ist seit Sommer bei uns. Sie hat uns schon bei der Stallbesichtigung im Juni erzählt, dass sie am üben sind. Mir zog es den Magen zu. Ok, will ich das so nah in meinem Umfeld? Täglich? Das Glück bei jemand anderem sehen, welches ich mir seit 9 Jahren wünsche? Ich wagte den Schritt. Ich sagte mir, du kannst nicht ewig davon weglaufen. Falls es wirklich keine Kinder gibt, muss ich lernen, damit umzugehen, denn wenn wir älter sind, machen wir dann nochmals das Thema mit Enkelkindern durch.
Also kam die Einstellerin zu uns. Sie ist eine ganz Nette und trägt ihr Herzen auf der Zunge. Sie redete und redete immer wieder von der Schwangerschaft und dass es jeden Augenblick soweit sein könnte. Sie fragte nie, warum ich keine Kinder habe. Irgendwie bin ich froh drum, so muss ich nicht antworten.
Jedenfalls hats bis heute noch nicht geklappt bei ihr, und sie erzählt mir immer wieder, dass sie frustriert ist. Jetzt ist sie mit Kräutern dran, und Schilddrüsentabletten. Sie hatte auch einen Positivtest und abends setzen die Blutungen ein. Genau wie ich. Ich weiss, wie es ihr geht. Doch sage ich etwas? Nein. Ich kann nicht. Ich weiss, dass sie alles genau wissen will, und ich bin nicht bereit, darüber zu sprechen. Wenn sie mir von ihrem Frust erzählt, weiss ich immer nicht, was sagen. Ich will nicht die gleichen doofen Sprüche sagen, die ich mir immer anhören musste. Andererseits will ich nichts von meinem Herzen preis geben.  Und so gern ich ihr helfen würde, ihr sagen würde, sie sei nicht alleine, ich muss mich erster Linie selber schützen. Ich weiss, dass es ihr so ein Zuspruch wahrscheinlich helfen könnte, doch mir hilft es nicht. Ziemlich egoistisch, nicht?

Nun ja, ich schweig weiter, mein Mann auch. Falls es zum erhofften Positivtest kommt, überlegen wir uns, wann wir damit an die Öffentlichkeit wollen.

4 Kommentare:

  1. liebe lila, ich kann euch sehr gut verstehen. Über den ersten versuch habe ich noch mit einer freundin gesprochen...die letzten beiden kryos haben wir für uns behalten. Ich kann den druck von außen nicht ertragen...

    Ich drück dir weiterhin beide däumchen

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    1. Danke Peach :*

      Ja der Druck von aussen... Ich bewundere meine Einstellerin, sie hat allen, inkl. Arbeitgeber, zukünftigen Grosseltern etc gesagt, dass sie jetzt Kinder wollen und am Üben sind.
      Ich ging noch nie so offenherzig mit dem Thema um. Eben gerade wegen den Nachfragen und den Erwartungen.
      Nichtbetroffene sind eh überfordert, wenn man das Thema auf den Tisch bringt. Und egal was sie sagen, es bricht den Betroffenen das Herz.
      Es gibt für mich keine tröstende Worte zu dem Thema, nur das Wissen, nicht alleine zu sein, tröstet.

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  2. Ich bin in der gleichen Situation wie du. Es gab in letzter Zeit so oft Situationen, bei denen es so gut gepasst hätte, etwas zu sagen. Aber auch ich könnte mich nicht öffnen. Sollte ich das Kapitel aber einmal abgeschlossen haben, werde ich offen darüber kommunizieren - egal, ob es bei uns positiv oder negativ ausgefallen ist.

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    1. Danke Lisa. Darüber reden geht bei mir nicht ohne Tränen. Evtl. gebe ich dann, wenn doch mal noch klappt, meinem Umfeld den Link zu diesem Blogg. Schreiben fällt mir viel einfacher wie reden.

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